Verantwortlich für unsere Bücherecke zeichnen sich übrigens unsere Mitglieder Doris Leichsenring und Dietlind Rother.
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Man sollte nicht alles glauben, was einem einfällt.
Wir Menschen glauben an eine kohärente Welt und können uns oft nicht vorstellen, dass regelmäßige Effekte genauso dem Zufall unterliegen wie unregelmäßige. Sobald wir ein Muster erkennen, versuchen wir eine Einordnung - und liegen in der Regel falsch.
Der Psychologe Daniel Kahnemann beschreibt zwei (fiktive) Denksysteme, die sich idealerweise ergänzen und unser Bild von der Welt formen. Leider klappt aber das Zusammenspiel zwischen dem schnellen System 1, das impulsiv und intuitiv arbeitet, und dem langsamen System 2, das bedächtig ist und uns logisches Denken ermöglicht, aus verschiedenen Gründen nicht sehr gut.
Wir geben ‚Schnellem Denken’ den Vorzug, deshalb spiegelt die Welt in unseren Köpfen die Wirklichkeit oft nicht wider. Beispielsweise führen Wiederholung und emotionale Intensität von Nachrichten zu Täuschungen. So bewerten Probanden in Tests die Häufigkeit von Todesfällen durch Erkrankungen und solche durch Unfälle als etwa gleich, obwohl sie bei Erkrankungen18 mal häufiger auftreten. Der Grund? Durch Nachrichten erfahren wir vor allem von Unfällen. Angesichts der emotionsgeladenen Berichterstattung über den terroristischen Anschlag in Berlin sollte man demnach umgehend Denksystem 2 hochfahren, um die Situation angemessen beurteilen zu können. Kahnemann nennt diesen Bias eine ‚kognitive Verzerrung’ , eine der vielen Denkfallen, durch die wir aus Denkfaulheit, aus Bequemlichkeit oder unter Stress öfter in die Irre geführt werden, als wir wahrhaben wollen.
In seinem Buch ‚Schnelles Denken – Langsames Denken’ entlarvt der Psychologe und Träger des Nobelpreises für Wirtschaft von 2002 viele weitere Illusionen, denen wir verfallen, weil wir 'Schnelles Denken' (System 1) bevorzugen. Dieses Denksystem hilft uns zwar beim Überleben, denn wir erkennen damit spontan eine Gefahrenlage und können Situationen auf Grund von adaptierten Erfahrungen besser meistern, aber wir riskieren auch falsche, weil vorschnelle Urteile.
'Langsames Denken' (System 2) ist anstrengend, denn es bedeutet, die Ergebnisse von Denksystem 1 abzuwägen, zu korrigieren, zu verifizieren – ein Vorgehen allerdings, das in unserer modernen komplexen Welt zielführend sein könnte. Stattdessen berufen sich leider zu viele stolz auf ihr ‚Bauchgefühl’.
Das Buch ist voller Testbeispiele, die uns die unterschiedlichsten Denkfallen vor Augen führen, die Leser und Leserin die Möglichkeit geben zu prüfen, welche Denkprozesse im eigenen Fall vorwiegen und die last not least helfen können, Fehlentscheidungen und falsche Urteile zu vermeiden.
Daniel Kahnemann: Schnelles Denken, langsames Denken. Penguin Verlag 2017, 621 S. und demnächst in unserer Bücherecke zu entleihen unter Signatur P001.